Aufderhöhe

In der Schweiz würde man sagen, dies sei ein Halbkanton. Kein richtiger (durch politische Gremien repräsentierter) Stadtteil (Aufderhöhe gehört offiziell zu Ohligs), aber dennoch ein Stadtteil für sich. Einer mit Geschichte, Tradition und Bedeutung.

 

Bethanien

Für viele Solinger ein wenig rätselhaft ist das Krankenhaus Bethanien in Aufderhöhe. Es ist eine Spezialklinik, "die Lungenkranken liegen da", weiß man ahnungsvoll (was auch stimmt, Fachklinik für Atemwegserkrankungen), doch inzwischen ist da die Neuzeit zum Nutzen vieler eingezogen, unter anderem durch ein hypermodernes Schlaflabor. Und im übrigen ist die noch relativ junge Geschichte der Diakonie eine überzeugende der christlichen Nächstenliebe mit konkreter Hilfe. Auch Solingern sei empfohlen, sich auf den instruktiven Internetseiten der Fachklinik selbst ein Bild von dem zu machen, was für viele schon vor den Toren der Stadt liegt und den Nimbus des Geheimnisvollen trägt.

 

Keimzelle des späteren und heutigen Krankenhauses des Diakonischen Werkes war dieses frühere Kurhaus "Augustaheim". Patienten wurden mit einer Kutsche vom Bahnhof Landwehr abgeholt. Spezialität zur Heilung war übrigens in diesem Haus Rhabarber (ernsthaft).

Link zum Diakonischen Werk Bethanien e.V., Solingen-Aufderhöhe



"23.8.43

Liebe Schwester Charlotte.
Aus dem schönen bergischen Land sende ich Ihnen herzliche Feriengrüße, es ist wunderschön hier und die Äpfel und Birnen sind gerade richtig zum Essen.
Ihre Schw. Luise"

Diakonissenhaus "Bethanien"
Solingen-Aufderhöhe

Verlag Hans Teuber, Solingen-Ohligs

Das Haus um 1933

Verlag Henckels, Aufderhöhe

 

Das Ursprungsgebäude vor 1909, das Sanatorium Augustaheim. Kurios das Windrad auf der Treppenhaus-Terrasse. Da glaubt man doch, Elektrizität aus Windkraft sei so modern - und wurde doch zu Anfang der Stromversorgung auch schon eingesetzt. Lustig auch der Kerl, der sich im Gras lümmelt ...

Verlag: H. Teuber, Ohligs

 

Photo-Hoppe, Solingen-Aufderhöhe, Schützenstr. 27

wahrscheinlich 1934

 

Ein bemerkenswertes Buch wegen seiner schier unendlichen Fülle an Details hat Hans Grah geschrieben. Anlässlich des 100jährigen Bestehens des Turn- und Sportverein Solingen-Aufderhöhe e.V. 1877 trug er Dokumente und Fakten zusammen, die einen amüsanten und abwechslungsreichen Themenbogen ergeben.

Herausgeber TSV SG-Aufderhöhe 1877 e.V.
Deller-Druck, Langenfeld

Wie oftmals in Solingen ist der Ursprung des Ortsnamens ein anderer, als man im Vorurteil annimmt. Aufderhöhe (immer zusammengeschrieben) liegt auf der Höhe, aber nicht diese Tatsache unmittelbar gab den Namen, sondern ein Hof namens "Höh"; 1374 findet sich eine Eintragung "up der Hoe" - möglicherweise der Ursprung des Namens.

 

So ganz genau, sagt der Autor, ließen sich die Grenzen von Auferhöhe im geschichtlichen Kontext nicht festlegen und seien im übrigen bemerkenswert identisch mit der alten "Honnschaft Barl"

Im Bereich von Aufderhöhe, in Haasenmühle beginnend, verläuft über Widdert ein Höhenrücken (nur durch das Tal der Wupper und Bäche unterbrochen) bis nach Altena - das variskische Faltengebirge aus silurischem und devonischen Schiefer.

In Aufderhöhe war und ist Straßenbau ein traumatisches Thema. So sah die Provinzialstraße um 1900 aus: Lehm und Matsche. Die Straße von und nach Höhscheid wurde 1752 gebaut (später von Napoleonischen Truppen befestigt) und erst um 1808 baut man die Straße nach Landwehr. Ab 1913 fuhr von Höhscheid nach Landwehr eine Straßenbahn. 1976 diskutierte man heiß den 4spurigen Ausbau der B229, es sollte eine "Ausfallstraße" werden - man glaubte, bald hätte Solingen 220.000 Einwohner (es sind heute ca. 165.000). Ab 2001 ist die Straße dann wieder auf Dorfmaß zurückgebaut worden, wofür ca. 3 Jahre der Verkehr massiv behindert wurde.

Foto Stadtarchiv

 

 

Kinder, wie die Zeit vergeht! Erst vor kurzem, 1905 fuhr die letzte Postkutsche von Aufderhöhe nach Landwehr. Das Lokal Zur Post existiert heute noch; zur Zeit ist es eine griech. Gaststätte.

 

 

Irgendwann, kurze Zeit später, wurde dann auch konsequenterweise, der neue Busbahnhof eingeweiht, der nach dem Wegfall der Postkutsche erforderlich geworden war. Man muss es Verwaltung und Stadtwerken hoch anrechenen, dass sie dafür kein Jahrhundert gebraucht haben. Schon 98 Jahre später, 2003, war der Wechsel vom pferde- zum pferedestärken-geeigneten Aufderhöhe verwiklicht.

Nach einem Foto von Christian Beier im ST vom 2.3.02