Na dann Prost

Arbeit macht durstig. Und an Schmiedehämmern ist es heiß, an Schleifsteinen staubig und in der Kneipe ist es immer noch am wohnlichsten. Deshalb ist es kein Wunder, wenn sich in dieser Stadt Brauereien gründeten und lange hielten. Im Zuge der großen Konzentrationen im Brauwesen wurden auch die Traditionsbrauereien von Solingens "geschluckt" und auch mit ihren Marken inzwischen ins Klo gespült.

 

Die Stadt und ihr Bier.

 

in: 175 Jahre MGV Wupperhof, 1987

 

 

 

 

Extremvergrößerung eines ganz normalen Familien-Ausflug-Bildes: "Beckmann Brau" mit eleganten Biergläsern, wie man sie auch heute wieder gerne hätte.

 

 

Eine Solinger Brauerei wie eine Solinger Schmiede. In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hieß "industriell" eben noch, es sieht "wie eine Fabrik" aus. Man beachte die herrliche Bierkästen und die Bügelverschlüsse der Flasches. Beides hätte, käme es wieder auf den Markt, wahscheinlich vom Start weg Kult-Charakter.

 

 

Das Bergische Land und seine Industrie
Verlag M. Dumont Schauberg, Köln

Beckmann Bier. Dieses Getränk hat ganze Vereine, Familien und Freundschaften entzweit. Die einen waren der Meinung, man könne es nicht trinken, die andern meinten, man solle sich bloß nicht so anstellen. Dank fleißiger Biervertreter - von manchem gingen Stories über intensive Produkttreue um - jedoch war Beckmann-Bier in Solingen eben ein fester Bestandteil des täglichen Kneipenlebens.

 

 

Da Solingen zwar nahe Köln liegt, die Kölner aber nicht Solingen auf ihre eventuell gefertigten Messer prägen dürfen, durften Solinger Brauereien logischerweise auch nicht Kölsch aufs Etikett drucken. Obwohl im Inneren der Flasche eine solche Brauart anzutreffen war.

 

Beckes ist übrigens keine Marketing-Erfindung der Brauerei. Sie vollzog eigentlich nur nach, wie das Bier schon zuvor von den durstigen Trinkern genannt wurde. Beckmann wäre bei schwerer Zunge zu leicht vom teigebackenen Weckmann, dem Gebäck zur Nikolauszeit, zu verwechseln gewesen.
Schchwei Beheckess ... das konnte jeder noch für sich und seinen Kumpel bestellen. Egal wann und wie.

Wenn man schon nicht Kölsch sagen darf, kann man wenigstens so tun, als sei diese obergärige helle Brauart in Solingen erfunden worden.

 

Die nachfolgenden Etiketten stammen aus dem Jahr 1988

 

Manche bezeichneten dieses Bier als eine Mutprobe.

 

 

 

Die Düsseldorfer zeigten sich - zu jener Zeit ! - toleranter und so gab es Bergisch Alt aus der Klingenstadt. .

 

Seit 1753 immerhin existiert die Brauerei, sie hat mithin knapp 250 Jahre überlebt.

 

Malzbier ist da schon unverfänglicher, denn Zucker ist an keinen Ort gebunden.

 

In Solingen sagt(e) man übrigens "Dunkelbier" zu Malz, was vor allem beim (ersten) Bayern-Urlaub zu manch sternhagelvollen Überraschungen führen konnte ...
... als wenn man das nicht selbst erlebt hätte.

 

Der Ärmste. Mit dieser Mischung wäre er garantiert vom Pferd gefallen. In schwerer Rüstung Starkbier trinken, das haut den stärksten Engelbert vom Sattel.

 

St. Engelbert
Herzog von Berg
Erzbischof von Köln
1185-1225

 

Sieht nach Weiße mit Wacholdersirup aus; ob es auch so geschmeckt hat, ist nicht überliefert.

 

Zu jener Zeit hatte die Brauerei Beckmann AG, residierend in Solingen an der Schützenstraße, längst die ehedem selbständige Ohligser Aktien Brauerei übernommen.
Die brauten übrigens keine Aktion, sondern auch Bier. Und die Aktien davon werden heute noch bei eBay gehandelt.
Dieser wunderbaren Tauschbörse entstammen natürlich auch diese Etiketten. 

 

Nun ja, jetzt sind wir im Unterland angekommen. Was nicht abwertend gemeint ist, nahe der Kottendorfer Straße, Adresse der Ohligser Aktienbrauerei, ist ein Teil von Ohligs, der Unterland genannt wird. .

 

 

Die Ohligser Aktienbrauerei wurde 1899 durch die Brauerei C. Beckmann gegründet und war ununterbrochen in deren Besitz - also eine lokale Scheinkonkurrenz.

Optik macht die Edelmarke. Und so umgibt sich mit Gold, was nach kurzer innerkörperlicher Verweilzeit wieder ins Grundwasser überführt wird. Wo die Brunnen frisches Quellwasser ... na, Sie wissen schon.

 

OP heißt übrigens nicht, dass nach dem Genuss dieses Biers gleich eine Operation fällig war. OP stand für Ohligser Pils. So wie OB bei Taxifahrern in Solingen nicht der Oberbürgermeister, sondern der Ohligser Bahnhof ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie das Land, so die Deckel. Oder wie heißt die Werbung?


 

Der "Bergische Dom", der Dom zu Altenberg, liegt einige Kilometer von Solingen entfernt und gehört schon ewig lange zu einem ganz anderen Kreisgebiet. Aber die Brauerei Beckmann wollte natürlich den Ruhm ihres Bieres über die Grenzen (von was?) hinaustragen.
Zum Trost: Der Dom steht noch, die Brauerei ist längst nur noch Geschichte.

 

Mit diesem wunderschönen Motiv vom Alten Markt wurde vermutlich in den 50er oder 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts für Beckmann Bier geworben.

 

Scheinbar speziell für die Weidenhof-Betriebe an der Krahenhöhe, knapp 2 km Luftlinie der Brauer Beckmann, wurde dieses Logo angefertigt. "Ritter Willm-Bier" könnte man ja noch mal aufleben lassen.

 

Auf dem Trödel wiederzufinden: Reste der Solinger Brauerei.

 

 

 

Als wäre es ein Funkhaus: die ehemalige Ohligser Aktienbrauerei heute, 2004.

 

 

 

 

 

Drei Gründe, warum Bürger ihren Kummer in Alkohol ertränken, auf Bierfilzen (wenn auch nicht aus Solingen) festgehalten:

 

 

 

 

 

1. Weil sie von Politikern verarscht werden.

 

 

 

 

 

 

2. Weil sie nichts davon haben, Geld zu verdienen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Weil das, was sie dem Staat geben, nicht gerade optimal verwendet wird.

 

 

Anm: Das Bier Uerige wird im gleichnamigen Brauerrei-Restaurant ausgeschenkt, und zwar in einem unbedeutenden Dorf vor den Toren Solingens, an der Mündung der Düssel in den  Rhein gelegen.