Rechnungen

Zwischen Banalität und Repräsentanz. Meistens in identisch Design wie die Briefbogen wurden die Rechnungen gestaltet und gedruckt. Mit Spalten wurden sie zu Formularen und hatten stets einen irgendwie "amtlichen Charakter".

 

Arimont gehört zu den institutionellen Grundsäulen des Solinger Fach-Einzelhandels. Das war noch weit vor der Zeit der Discounter und dass Waschmaschinen auch mal elektrisch betrieben werden könnten, ahnte wohl seinerzeit kaum einer.

 

Man muss neidlos zugeben, irgendwie klingt x Mark 75 seriöser kalkuliert als 19,99 oder 499 Euro.
Blass vor Neid wird man auch auf den ersten Blick über die damals sicherlich „stolzen“ Preise, denn wie viel (bzw. wenig) man damals verdiente, vergisst man ja leicht bei der Erinnerung an die „gute“ alte Zeit.

Und wenn das Thema noch so traurig ist, es muss erlaubt sein zu fragen, ob Paul Buchner gegebenenfalls auch halbe Beerdigungen machen würde, wenn er die ganzen werblich so hervorhebt.
Und die einzelnen Gebührenposten, nun ja, die sprechen Bände.

 

Keiner kann seine Armut dramatischer zum Ausdruck bringen als die Stadtverwaltung: Ein simpler Abdruck einer Buchungsmaschine, ein schlichter Stempel müssen genügen, um aus einem Fetzen Papier ein amtliches fiskalisches Dokument zu machen. Und sage keiner, man verschwende Steuergelder: es handelt sich um die Rückseite übrig gebliebener Stimmzettel einer Landes-Urabstimmung, vier Jahre lang aufbewahrt.

 

 

Einen Teil vorgedruckt, den anderen per Hand oder später mit der Schreibmaschine ausgefüllt. Die typische Geschäftsrechnung.

Hier eine mit vielen liebevollen Details.

Druckerei Baltes & Hennigs, Solingen

Knyn ist eine eingesessene Gräfrather Familie. Mit Knynsbusch an der Kotzerter Straße hat sich der Name sogar im Stadtplan eingebettet.

 

Dieser Briefkopf und der Namenszug wurden von Hand gezeichnet. Im wahrsten Sinne des Wortes: ausgezeichnet.

 

 

 

Schönschrift war Ehre!

 

 

Und der Chef quittierte die Bezahlung persönlich.

 

Nach dem Motto "Die Verwaltung ist gut zu Euch, wenn Ihr es bezahlt" wurden immer schon von Bürgern Gebühren erhoben, die Politiker durch Bau- oder Veränderungsmaßnahmen verursacht haben.

 

Finanznot ist keine moderne Angelegenheit. Die Städte hatten nie Geld und bettelten immer schon die Bürger an.

Als Frauen noch Karl hießen und Leute noch Hier wohnten ...

Wer kein Fabrikgebäude imposanten Ausmaßes anzubieten hatte, konnte aber sicherlich mit anderen Lorbeeren im wahrsten Sinne des Wortes aufwarten. Irgendeine Medaille oder irgendeine göttliche Schönheit in einer Vignette ließ sich immer finden, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Im Übrigen taten die Setzer das Ihrige hinzu, zu dieser Zeit noch ungehemmt im Spiel mit allen Schriftarten und -größen, passten sie nun zusammen oder nicht.

Blieb den Nutzern, mit schöner Schrift das Ganze zu einem Kunstwerk zu machen, das den Kunden animierte, alsbald die ausstehenden Verbindlichkeiten zu begleichen, was dankend quittiert wurde. Eben von Frau Karl Coutelle. Bezahlt von Herrn Paul Weck, Hier. Hier, in Ohligs. Im Jahre 1907.

 

Gerichts-Kostenrechnung

Für einen Ehevertrag der Eheleute Karl und Anna Jansen, 1913
(Güterrechtssache)