175 Jahre Solinger Tageblatt

380 Jahre gibt es zu diesem Jubiläumszeitpunkt, 1984, Zeitungen. Die große Gründungswelle der Anzeiger, Depeschen, Neuesten Nachrichten, Journale, Verkündiger und wie die Blätter alle hießen war in der Tat das beginnende 19. Jahrhundert. Aus drei wichtigen Gründen: Die Satz- und Drucktechnik machte seinerzeit Fortschritte Richtung Leistungssteigerung, die Bevölkerung hatte eine pauschal gesehen ausreichende Schulausbildung, um überhaupt lesen zu können. Und das politische Selbst-Bewusstsein nahm deutlich zu. Es kam zum Gefühl des Bürgertums, dass eben auch "der kleine Mann" kein Knecht, sondern ein freier Mensch ist. Und das verlangte auch nach selbst bestimmter Information. Freilich blieb das eine Illusion, denn jede Zeitung ist (und muss sein !!!!) zugleich ein Filter, eine eigene Persönlichkeit mit eigener Meinung.

 

am 13. August 1984 feiert das Solinger Tageblatt das 175jährige Jubiläum.

Am ersten Juli 1809 schrieb der Gründer, Carl Siebel, in der ersten Ausgabe seinen Wunsch und seinen Zweifel auf:

Rückblickend: Es muss gelungen sein, sonst hätte das Blatt nicht bis heute existiert.

 

Bisher wurde die Geburt der Zeitung von der Wissenschaft auf das Jahr 1609 datiert, dem Jahr der ersten erhalten gebliebenen Ausgaben. Nunmehr wurde jedoch die „Geburtsurkunde“ der Zeitung „Relation“ im Straßburger Stadtarchiv entdeckt. Straßburg gehörte zu Beginn des 17. Jahrhunderts zum damaligen Deutschen Reich. Der Verleger von „Relation“ sei  Johann Carolus gewesen, der sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung handschriftlicher Rundbriefe verdient habe, die er zu sehr hohen Preisen an reiche Abnehmer verkaufte. Die verbreiteten Neuigkeiten habe er von einem Netz werk bezahlter Korrespondenten erhalten.1605 stellte er die Produktion auf den Druck seiner ... Zeitungen um, weil ihn die Vervielfältigung per Hand ‚zuviel Zeit‘ kostete.“ Darüber hinaus habe Carolus ausgerechnet, dass er wesentlich mehr verdienen könne, wenn er „eine höhere Auflage zu einem niedrigeren Preis“ drucke. Im Oktober desselben Jahres habe Carolus den Straßburger Stadtrat um den „Schutz vor Nachdrucken durch andere Drucker“ ersucht. Heute lesen ca. 1 Milliarde Menschen rund um den Globus täglich eine Zeitung.

Der Antragsbrief / Quelle; Internet

 

 

Erste Zeitung / Quelle: Internet

 

 

Heutige Zeitungen / Foto: hgw

 


Nicht jedes Unternehmen kann eine solche Historie erreichen. Und nicht jedes Unternehmen hat den Einfluss, den ein lokaler Zeitungsverlag hat. Grund genug, sich selbst darzustellen und zu reflektieren und vor allem für alle Grund genug, darüber nachzudenken, wie denn Presse auch in Zukunft aussehen soll. Zumal Bernhard Boll ja ganz richtig sinniert, dass eine Lokalzeitung längst nicht nur beim Gedruckten bleiben kann und muss. Inzwischen, wiederum sind 20 Jahre vergangen, wissen wir, dass seine damals klar sich abzeichnenden vorausschauenden Gedanken richtig waren. Längst ist der Verleger auch Hauptgesellschafter beim lokalen Rundfunk RSG und dessen Geschäftsführer. Und begründet damit um so deutlicher den Zweifel, ob es auf Dauer akzeptiert wird, dass die wesentlichen Informationsmedien in einer "privaten" Hand vereint sind. Das Internet, erst eigentlich in Anfängen realisiert, wird wahrscheinlich noch manche Änderung bringen.

Aber wo wir schon bei Vor- und Ausschau sind, begeben wir uns doch einfach einmal in die Vogelschau und schauen uns an, wie Solingen zu diesem Zeitpunkt aussah. Für Zeitzeugen lohnt sich der scrollende, detaillierte Blick: Was war damals schon oder noch nicht gebaut, wie sah es vor gut 20 Jahren in der Klingenstadt aus?
 

 

 

 

 

Und die Ohligser können auch mal auf ihren herrlichen Stadtteil schauen - und entdecken, dass Sie mal mitten im zentrum einen riesigen Parkplatz hatten.

 

 

 ... und ansonsten alles Bahnhof oder Friedhof ist.

 

Ich glaub', ich steht im Wald - nee, eher in Wald. Im Schatten des Kirchturms.

 

 

 

Ja, haben wir denn alle im Museum gelebt, möchte man beim Anblick dieser erst 20 Jahre alten Bilder meinen. Der Fotograf auf der Feuerwehrleiter (früher Hans Kiel, o.l. im Bild; heute Christian Beier und Ulli Preuß) mag ja noch zeitlos sein, doch Redakteur Wolfgang Koch vor dem Ungetüm von Schreibmaschine samt Manuskriptständer mutet schon irgendwie "Jahrhundert her" an. Und der alte Fernschreiber ist in heutigen Zeiten des Internets und der SMS ja fast schon unbegreiflich geworden, ebenso wie der Bildtelegraf.

Frage ich mich selbst, obwohl ich das alles noch selbst mit dieser Technik gelernt habe: ging das früher überhaupt? Und wie! (Jedenfalls stürzten Schreibmaschinen nicht ab wie Computerprogramme *grins*)

 


Die damaligen Promis zollten dem Verlag Lob. Das gehört sich so. Der damals noch dünne Kohl gratuliert sogar den Lesern. Wozu eigentlich? Und Bruder Johannes vermutet gar Unsterblichkeit der Solinger und orakelt, einige würden das Blatt schon 175 Jahre lesen. Nun denn.
 

 

 


Auch die beste Prognose kann mal irren. Das Internet war noch nicht erfunden, mit einem gewaltigen Werbeaufwand versuchte die (damals noch einheitliche) Deutsche Bundespost BTX den Leuten schmackhaft zu machen. Viele Verlage sprangen logischerweise auf den Zug auf, aus damaliger Sicht vollkommen zu recht. Dass es dann eine teure Fehlinvestition wurde, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen, denn es gibt keinen Menschen auf der Welt, der den Erfolg des Internets auch nur annähernd vorausgesagt hat. Erst als es sich zu etablieren begann, begannen die Propheten zu reden.

 

 

 

Probeweise dafür mal eine im Internet veröffentlichte Prognose. Prüfen Sie selbst, wie wahr sie ist (Achtung, sie stammt noch aus der Zeit, als man die Welt optimistisch betrachtete).


Das Internet.
In den sechziger Jahren interessierte sich vor allem die US-Armee für den Aufbau sogenannter dezentraler Netzwerke und einer paketorientierten Datenübermittlung. Gefragt war ein Netzwerk, in dem einzelne Rechner mit mehreren Verbindungen gleichzeitig an andere Computer angeschlossen werden, so dass eine Art Maschendrahtstrukur entstand. Die Datenübertragung sollte so erfolgen, dass eine Information, in verschiedene Datenpakete zerlegt, auch auf unterschiedlichem Weg von einem Rechner zum anderen gelangen konnte. So erhoffte man sich unter militärstrategischen Gesichtspunkten, dass das Netzwerk gegenüber äußeren Störungen, z.B. der atomaren Zerstörung einzelner Rechner im Falle eines Krieges, nicht entscheidend geschwächt zu werden. Die US-Armee ging aber schließlich seine eigenen Wege. Was blieb war die Idee des dezentralen Netzwerkes und der paketorientierten Datenübermittlung, die danach in zivile Netzprojekte Eingang gefunden haben (ARPANet). Ein wachsendes Wissenschafts- und Forschungsnetz entstand, das sich auf bestimmte Standards der Übertragungstechnik verständigte, um die fehlerfreie Paketübetragung zu gewährleisten. Das sogenannte TCP (Transmission Control Protocol) und das seit 1980 für die Adressierung im Netz als Ergänzung fungierende IP (Internet Protocol) sorgen heute dafür, dass die Datenpakete auf ihrer Reise durch das Netz überwacht und fehlerfrei übertragen werden. Immer mehr Dienste wie FTP (File Transfer Protocol), E-Mail und das IRC (Internet Relay Chat) kamen nach und nach hinzu und steigerten die Bedeutung des Internets für die Kommunikation, das aber noch immer - verglichen mit heute - von vergleichsweise wenigen Personen und Institutionen genutzt werden konnte. Den Weg frei für die breite Öffentlichkeit machte ein neuer Dienst, der etwa seit 1989 am Europäischen Institut für Teilchenphysik CERN in Genf entwickelt wurde: das WWW (World Wide Web). Die neuartige Verknüpfung von Daten auf der Basis eines Hypertextsystems und die ausgeklügelte graphische Bedieneroberfläche, die mit speziellen Softwareprogrammen, den sogenannten Browsern dargestellt werden kann, sowie die Fähigkeit des WWW mit seinem Übertragungsprotokoll "http" (Hypertext Transfer Protocol) Daten multimedial zu präsentieren, war der Schlüssel zum Erfolg. Mit dem WWW wurde das Internet bunt, laut und sogar bewegt, gelangten Text, Bilder, Töne und Videos aus dem Netz auf den Bildschirm. Und mit den sogenannten Hyperlinks kann im WWW darüber hinaus von jedem Dokument zu einem anderen im Cyberspace verwiesen werden. Seit März 1991 "boomt" das WWW,

2006

Bauelemente wie Chips erfahren eine 300fache Verkleinerung und werden damit vielseitiger und billiger. Fahrzeuge fahren vollautomatisch. Bordcomputer steuern sämtliche Bewegungen. Intel präsentiert eine CPU mit insgesamt 350 Millionen Transistoren.

2007

Computer übersetzen vollautomatisch Texte in wichtige Sprachen. INTEL fertigt seine Prozessoren mit der 45 nm - Technologie.

2008

Computer errechnen die Molekularstruktur neuer Substanzen nach Vorgabe der gewünschten Eigenschaften. Computer können Bücher und Dokumente selbständig auswerten und zusammenfassen Forscher gewinnen Klarheit, welche Einflüsse Krebs verursachen. Das ist nur durch aufwendige Berechnungen an Supercomputern möglich. Intelligente Gebrauchsgeräte tauschen untereinander Informationen aus und steuern und/oder beeinflussen sich gegenseitig.

2009

Künstliche Muskeln und Gelenke lassen sich durch das körpereigene Nervensystem steuern. Mit Helium gefüllte High-Tech-Zeppeline schweben in 20000 Metern Höhe über Ballungszentren und dienen mit den solargetriebenen Hochleistungsservern als Relaisstationen für Internet und Telefonie. INTEL fertigt seine Prozessoren mit der 32 nm - Technologie.

2010

Elektroautos fahren mit Solarstrom, getankt wird an Solartankstellen. Augenersatzgeräte mit Anschluss an das Nervensystem. Die meisten Blinden sehen wieder. Kleidung mit Chips und leitenden Fasern ersetzen Notebooks, Handys und Organizer.

2011

Prozessoren arbeiten mit Taktfrequenzen bis zu 10 GHz. Möglich wird dies durch eine 0,07 Mikron- Technik. Die Spannung wird wegen Hitzeproblemen bei ca. 1 Volt liegen müssen.

2012

Mit Supraleitern lässt sich Strom ohne Energieverlust über lange Wege transportieren. Bei den Silizium-Chips gelangen die Strukturen in den Nanobereich.

2013

Die Miniaturisierung geht weiter: Schalter (Transistoren) in Atomgröße finden allgemeine Verwendung. Vorsorge gegen Krebs ist möglich. Die Bevölkerung wird computerberechnet und individuell geimpft.

2014

Magnetschwebebahnen fahren 1000 Kilometer pro Stunde. Das Klimagift Kohlendioxid wird aus der Atmosphäre abgesaugt und umweltneutral gelagert.

2015

Dreidimensionale Datenspeicher arbeiten nach holografischen Verfahren. Der optische Computer auf Basis von Farbstoffen (Fluoreszensfarbstoffe) wird Taktraten von 500000 Gigahertz erreichen.

2016

Konsumgüter werden immer langlebiger. Sie werden durch Fernwartung (Updates) ständig auf dem neuesten Stand gehalten. Lagerung großer Strommengen in Energiespeichern mit Supraleittechnik. Ein Holophone setzt einen virtuellen Gesprächspartner direkt an den eigenen Schreibtisch.

2017

Ideenfindung lässt sich mit Stimulatoren und Präparaten künstlich anregen. Mikroprozessoren nutzen lebende Zellen, um sich über lange Zeit selbständig mit Energie zu versorgen. Die erste virtuelle öffentliche Bücherei verleiht rund um die Uhr Literatur per Mausklick Vorläufer ist das Internet-Projekt „Gutenberg" mit seinen Klassikern.

2018

Weltweit wird mit Photovoltaik Wasserstoff erzeugt und zum wichtigsten Energieträger. Raumschiffe fliegen mit Magnet-Rückstoßbetrieb. Entfernte Planeten sind nun in überschaubaren Zeiten erreichbar.

2019

Umstellung auf Solarenergie: Strom aus der Wüste wird über Supraleitung in die Industriezentren transportierbar.

2020

Solarkraftwerke im Weltraum versorgen uns mit Strom, der durch elektromagnetische Wellen zur Erde gelangt. Bill Gates, inzwischen rund 70 Jahre alt, hat es endlich geschafft, seine Vision vom papierlosen Büro verwirklicht zu haben. Es gibt keine handschriftlichen Dokumente mehr. Silizium ist in den Computern nicht mehr die Grundsubstanz der Chips. Es ist durch Polymere und Biopolymere abgelöst worden.

2023

Mediziner arbeiten mit so genannten Tricodern, wie schon bei Star-Trek gezeigt (Pille), um die biologischen Funktionen eines Menschen abscannen zu können.

2030

Nanomaschinen, die Atom für Atom aufgebaut sind, beginnen zu arbeiten.