Müngsten an der Wupper - Teil 1: Industrie

Heute ist der Ortsname Müngsten ausschließlich mit der Eisenbahnbrücke verbunden. In der Vergangenheit war dies anders - und könnte es auch in Zukunft wieder sein. Müngsten war ein kleiner, alter Industrie-"Ort". Und in Zukunft vielleicht eine regelrechte Freizeitattraktion, wenn sich die Pläne der "Regionale 2006" verwirklichen.

 

Blick ins Morsbachtal; der Morsbach ist hier, kurz vor der Einmündung in die Wupper, aufgestaut. Die Solinger nannten den Teich "Müngstener Sieh", Müngstener See

Ed. Loewensteins's Verlag, Elberfeld
(vermutlich 1889)

 

Der gleiche Blick einige Jahre später, noch deutlicher, aber aus fast gleicher Perspektive.

Verlag Max Biegel, Elberfeld, um 1925

(zur Verfügung gestellt von Jörg Mortsiefer)

 

Das Baumgärtnersche Lokal, längst hat es sich in Nichts aufgelöst, stand hier einst und lud Wegkommende und Wanderer, Paarungsillige und Natursuchende zu Vergnügen wie Tanz und Kahnfahren ein.

 

 

Der markant weiße Felsen an der Ecke vom Morsbach- zum Wuppertal. Da musste man zur Straßen- resp. Schienenführung ganz einfach vom Berg eine Ecke abhauen.

Karten: Fülle, Barmn

 

 

Deutlich sind hier die Schienen der insgesamt 15 km langen Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn zu sehen, die 1890 erbaut wurde, eine 1-m-Schmalspurbahn. Befördert wurde vor allem Kohle und Eisen für die Firmen im Morsbachtal, die ohne diese Bahn nicht dort existieren oder expandieren konnten. Ausgangspunkt war Wuppertal-Ronsdorf, von dort ging es durch das Leyerbachtal bis Clarenbach. 1903 - also recht früh - wurde die Bahn elektrifiziert, was sie auch zur Straßenbahnstrecke machte (Ausflugsverkehr nach Müngsten). 1892 errichtete man eine kleine Brücke über die Wupper, Kohlen wurden zum Betrieb von Wasserpumpen benötigt. Noch bis 1954, berichtet ein Chronist, "rollten die Güterzüge Tag und Nacht". Ob's so dramatisch wohl gewesen ist?

 

 

Aus etwas anderer Perspektive die gleiche Szene, jedoch scheint inzwischen ein Teil der Bäume gefällt und in großen Stapeln Sägeholz gelagert zu sein.

Das Wort "Wuppertal" hatte noch Ursprungsbedeutung, also das Tal der Wupper, die gleichnamige Stadt wurde erst viel später "erfunden".

 

 

 

 

 

Das Wasser des aufgestauten Morsbachs wird unter einer Bogenbrücke zur nahen Wupper geführt. Heute treffen an dieser Stelle die L74 ("Wupper-Rennstrecke") von Kohlfurth kommend auf die B229 Solingen-Remscheid.

 

 

Auf diesem Bild erkennt man klar die Eisenbahnbrücke, die heute im Wald versteckt ist und vor sich hin rostet. Es existieren Pläne, sie zu einem Überweg für Fußgänger und Radfahrer zu machen. Links die Mini-Hofschaft Grunenburg. Der vordere Schlot gehört zur Pumpstation des Alten Wasserwerkes und der hintere zum Bergischen Elektrizitätswerk.

Details in den drei folgenden Bildern.

Lichtdruck von Zeller & Vogel, Darmstadt 1904.
Hauptniederlage f. Rheinland und Westfalen Gerhard Thien, Elberfeld.
"Das Bergische Land, Wuppertal bei Müngsten."

Poststempel 24. Sept. 1905

 

Die auf dem obigen Bild noch als "freischwigend" über die Wupper erkennbare Brücke ist inzwischen längt von Wald überwuchert und der Schwellen beraubt.

 

 

Deutlich zu erkennen, wie einst die hölzernen Schwellen in Position gebracht und befestigt wurden, die ihrerseits die eisernen Schienen trugen.

 

 

Grunenburg

 

 

Wasserwerk, 1882 in Betrieb genommen. Es pumpte Brunnenwasser aus dem Morsbachtal nach Solingen - allerdings nur für einige hundert Haushalte.



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Das Müngstener E-Werk, das ganz offensichtlich Feuer und Wasser miteinander kombinieren konnte. Deutlich ist das Turbinenhaus in der für damalige Bauweise charakteristischen Form zu erkennen.

 

 

Müngsten war also um die vorletzte Jahrhundertwende die "Energiezentrale" von Solingen. Noch waren das E- wie das Wassernetz nennenswert ausgebaut, eher die wenigsten Häuser mit fließend Wasser und Strom versorgt. Also genießen wir diese heutigen Selbstverständlichkeiten erst weniger als seit 100 Jahren. Und fragen uns, wie man früher überhaupt ohne Wasser und Strom hat leben können. Oder umgekehrt: wie geht das eigentlich: Schwengelpumpe und Petroleumslampe, Plumps-Klo und abends still dasitzen und bei Kerzenlicht lesen? 

 

 

Blick auf Brücke, Wupper und das E-Werk Grunenburg

Foto: Stadtarchiv

 

 

Welch herrlich Gegend dieses Müngsten vor 100 Jahren war, davon zeugt diese Karte "Bergisches Land, Müngsten, 150jähr. Tannenallee".

Und welch herrliche Menschen in dieser Gegend sich wohlfühlten, davon zeugt der Text auf der Karte: "Einen feuchtfröhlichen Sängergruß von einem Sängerfest sendet Ihnen Hermann Schhm. ..."

Poststempel 20. März 1911
Wilh. Fülle, Barmen