Faszination Dampfschiff auf dem Rhein

Sonderausstellung im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt:
150 Jahre auf dem Rhein. Geschichte und Schiffe der "Köln-Düsseldorfer"

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt, Apostelstraße 84, 47119 Duisburg-Ruhrort
Tel.: 02 03-8 08 89-0, Fax 02 03-8 08 89-22, binnenschifffahrtsmuseum@stadt-duisburg.de
Öffnungszeiten: Di - So, 10 - 17 Uhr, montags geschlossen. Bis 26. März 2006

Den Solinger Helmut Hübener faszinierten die Schiffe der "Weißen Flotte" schon als Kind, in den Ferien bei der Großmutter auf der Rheininsel Grafenwerth bei Bad Honnef. 1995 erwachte erneut seine Begeisterung für die Rheindampfschifffahrt. Anlass war die Restaurierung des Rheindampfers "Goethe", Baujahr 1913. Aus einem anfangs eher naiven Sammeln von Schiffsansichtskarten entwickelte sich bald ein umfangreiches Archiv mit Bildern, Schiffsplänen, Fahrplänen und Requisiten aus den mehr als eineinhalb Jahrhunderten Köln-Düsseldorfer. Der Solinger Grafiker Alfons Weyers baute in Hübeners Auftrag zahlreiche Schiffe der Flotte nach.

Die Sonderausstellung im Duisburger Museum der Deutschen Binnenschifffahrt spannt einen Bogen von den ersten Gründungsjahren über die vernichtenden Kriegs- und Nachkriegsjahre bis zum Bau des neuzeitlichen Veranstaltungskatamarans "RheinEnergie".

Die Highlights der Ausstellung sind viele seltene Bilddokumente, 28 herausragende Modelle von Schiffen der KD und ein sieben Quadratmeter großes, detailliertes Mittelrhein-Diorama.

 

Technische Daten:
Länge: 67,00 m; Breite: 7,50 m (14,30 m); Tiefgang: 1,20 m;
Personen: 1650

Der Dampfer erhielt seinen Namen nach dem Schwanenritter aus Kleve aus der germanisch-keltischen Nibelungensage. Als Sohn von "Parcival" (KD-Schiff) ehelichte er "Elsa" von Brabant (ebenfalls KD-Schiff).

Das Schiff wurde 1890 auf der Werft L. Smit & Zoon, Kinderdijk erbaut und als Schwesterschiff der "Overstolz" in Dienst gestellt.


 

Die "Köln-Düsseldorfer"

Es gibt nicht viele Unternehmen in Deutschland, die so eine Ansammlung von Superlativen für sich in Anspruch nehmen können. Die "Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt AG" - kurz KD genannt - ist das älteste börsennotierte deutsche, vielleicht sogar europäische Unternehmen, die älteste existierende Dienstleistungsgesellschaft, älter als die Bahn, älter als die Reichspost, tätig seit 1827.

Sie beförderte auf über 100 Mio. km mehr als 250 Mio. Fahrgäste aus 70 Nationen, einschließlich der bedeutendsten Staatsoberhäupter, die Deutschland je besuchten. Sie überlebte 2 Weltkriege mit für sie verheerenden Folgen und erwuchs jedesmal wie Phönix aus der Asche zu neuer Blüte.

Die KD ist die größte Flotte Europas, vielleicht der ganzen Welt, misst man sie an der Zahl der in Verkehr gebrachten Personenschiffe. 150 Schiffe wurden in 150 gemeinschaftlichen Betriebsjahren in Dienst gestellt und bedienten über 100 Anlegestationen in Deutschland und benachbarten Ländern.

Auch in Zukunft wird sich die KD dem Zeitgeist anpassen, um ihre Stellung als Marktführer zu behaupten. Sie wird ihre Chancen erkennen, neue Betätigungsfelder suchen und dabei nicht vergessen, dass sie als einzige Langstrecken-Linienschifffahrtsgesellschaft im Rheinland zu einer nicht wegzudenkenden Institution geworden ist.

 

 

Technische Daten:
Länge: 77,80 m; Breite: 8,25 m (15,60 m); Tiefgang: 0,98 m - 1,25 m;
Personen: 2300 / 1600

Erbaut von Gebr. Sachsenberg, Köln-Deutz.
Die Indienststellung erfolgte am 9.4.1910. Ab 1915 Verwendung als Lazarettschiff (500 Betten) für Verwundete des ersten Weltkrieges, die über die Mosel nach Koblenz gebracht wurden.

Am 13.1.1945 in Mannheim nach Bombenangriff versenkt, das Vorschiff bricht zweimal. Die Instandsetzung erfolgte 1950 bei Berninghaus in Köln-Deutz, dabei Umbau des Oberdecks zum "Sonnendeck". Das Schiff erhält den kürzeren Namen "Cecilie".

Die Ausmusterung erfolgte 1975.


 

Technische Daten:
Länge: 79,10 m / 81,32 m; Breite: 8,25 m (14,90 m - 15,66 m);
Tiefgang: 1,00 m - 1,33 m;
Personen: 2500 / 1700

"Rheinland" (DGNM) und "Vaterland" (PRDG) waren die ersten Neubauten nach dem ersten Weltkrieg. "Rheinland" wurde von Gebr. Sachsenberg, Köln-Deutz erbaut und am 1.5.1926 in Dienst gestellt. Am 12.3.1945 bei Kaiserswerth durch Artilleriebeschuss versenkt. Das Schiff wurde bei Berninghaus in Köln-Deutz regelrecht restauriert und erhielt vollständig neue Aufbauten sowie eine Kesselanlage mit Ölfeuerung. 1951: Bei diesem Schiff hat die KD erneut einen Höhepunkt des Rheindampferbaus geschaffen (mit 3 "Hitzler"-Rudern). Das Schiff erhielt zusammen mit "Goethe" eine sogenannte "Stromlinienform", die dem Zeitgeist der 50er Jahre vorauseilte. Ebenfalls bekam das Schiff, neben fünf weiteren Schiffen, eine Poststelle und Funkausrüstung.

 

1965: Umbenennung auf "Rüdesheim". 1976 erhält das Schiff neben "Goethe" und "Mainz" einen sogenannten "Oldtimeranstrich", der wahrscheinlich der aufkommenden Nostalgiewelle in den 70er Jahren entsprach (Antik-Märkte kamen in Mode), aus heutiger Sicht jedoch geschmacklos erscheint.

Nach einem Schaden zu Beginn der Saison 1983 wird das Schiff außer Dienst gestellt und liegt lange Zeit als Getränkelager und Anlegestation für das TFB "Rheinpfeil" an der Frankenwerft.

Geht nicht? - Geht doch!
150 Jahre Köln-Düsseldorfer Zusammenarbeit

Man glaubt es kaum: 1853, also vor 150 Jahren beendeten die "Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft" mit Sitz in Köln und die "Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein" zu Düsseldorf ihre ruinöse Rivalität. Jahrelang buhlten die Gesellschaften mit niedrigen Fahr- und Frachttarifen um die Vorherrschaft auf dem Rhein.

Am 9.6.1853, gerade rechtzeitig bevor ein neuer Emporkömmling der Industrialisierung, nämlich die Eisenbahn, als neuer Konkurrent Fracht und Fahrgäste abwarb, einigten sich die Gegner von einst zwischen Düsseldorf und Mannheim mit einem Vertrag, der in 24 Statuten die Zusammenarbeit klipp und klar regelte. Fortan reisten die Schiffe im Liniendienst nach einem gemeinsamen Fahrplan, auf dem in fein gestalteten Lettern zu lesen stand: Rhein-Dampfschiffahrt, Fahrplan, Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft.

Diese "Verlobung" funktionierte so gut, dass sie nach verlorenem Weltkrieg 1926, in der Inflationszeit und Rheinlandbesetzung, noch einmal bekräftigt wurde. Am 11.6.1926 anlässlich des 100jährigen Bestehens der "Preußisch-Rheinischen" wurden die Statuten bestätigt, aber gelockert. Der Name war: "Köln - Düsseldorfer Rheindampfschiffahrt". So überstanden die Gesellschaften sowohl die Inflations- wie auch die Nazizeit.

Im zweiten Weltkrieg waren die Verluste heftig: Nur ein Schiff von 32 überlebte schwimmend und fahrfähig. In einer schier unglaublichen Herkulesarbeit schafften es die Mitarbeiter und die Unternehmensführung bis 1953 18 Schiffe, darunter 14 schmucke Raddampfer zu reparieren und restaurieren. Dabei war auch Dampfer "Goethe", damals schon 40 Jahre alt. Ein feierlicher Anlass war da: 100 Jahre Betriebsgemeinschaft.

Die KD ließ "Goethe" als Jubiläumsschiff besonders hochwertig herrichten. Erstmals fand Leichtmetall im deutschen Schiffbau üppige Verwendung.

Sicher ein Grund, warum auch heute - 90jährig - auf der "Goethe" nichts rostet.

1967 wurde aus der 100jährigen Verlobung eine solide Ehe. Köln und Düsseldorf feierten Hochzeit. Der neue Name war: "Köln - Düsseldorfer, Deutsche Rheinschiffahrt AG". Dampf war passé. Es war auch schon etwas "unterwegs". Das über 90 m lange, vierstöckige Motorschiff "Rhein" (heute "Wappen von Köln"). Der Großmotor-Flussschiffjumbo ist noch heute zusammen mit seinen Schwesterschiffen unterwegs. So hätte die Gesellschaft beruhigt in die Zukunft blicken können. Wären da nicht ein stetiger Rückgang des Ausflugverkehrs (wesentlich bedingt durch die Konkurrenz des Autos) und unfähige Manager gewesen, die das Unternehmen mehr und mehr ins Trudeln brachten. Vorstände kamen und gingen. Viele Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze.

Zum 1. Januar 2000 veräußerte der Mehrheitsaktionär WestLB den Unternehmenskern Tagesausflugsschifffahrt an die Münchner Premicon AG, die einen erfolgreichen Sanierungskurs einleitete. Die Gesellschaft will sich vom Schifffahrts- zum Schiffsveranstaltungsunternehmen wandeln.
Heute nach 179 Jahren Existenz des ältesten Teils der Gesellschaft schreibt die KD wieder schwarze Zahlen und die Bevölkerung des Rheinlandes freut sich seit 2004 über einen Riesen-Katamaran, der wieder einmal Maßstäbe im Rheinschiffbau setzt.

Im Juni 2003 jährte sich unbemerkt die erfolgreiche Zusammenarbeit der Kölner und Düsseldorfer Gesellschaft zum 150sten Mal. Eine Sonderausstellung im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt Duisburg-Ruhrort will dieses Ereignis würdigen. Sie beinhaltet eine illustrierte Zeitreise mit zahlreichen großformatigen Bildern, Schiffsmodellen und anderen Exponaten. Die Ausstellung läuft bis zum 26. März 2006.

 

 

Technische Daten:
Länge: 85,85 m; Breite: 8,20 m (15,32 m); Tiefgang: 1,17 m;
Personen: 1900

"Die Kaiserin" wurde erbaut von Gebr. Sachsenberg, Köln-Deutz und von der DGNM am 15.5.1899 in Dienst gestellt. Kosten: 430.000 Mark. Sie war das Flaggschiff der Düsseldorfer Gesellschaft und hatte zusammen mit dem Schwesterschiff "Borussia" (erbaut von L. Smit & Zoon, 1899) besonders elegant ausgestattete Innenräume. Sie wurden von dem damals berühmten Architekten J. G. Pfaff aus Berlin ausgestattet.
 


 

Warum ist es am Rhein so schön?

Diese Frage stellt sich die Szenerie eines etwa 7qm großen Mittelrheindioramas im Eisenbahn-H0-Maßstab. Dieses Diorama ist Blickfang der Sonderausstellung
"150 Jahre auf dem Rhein - Geschichte und Schiffe der Köln-Düsseldorfer".

Gezeigt werden an- und ablegende Rheindampfer, sowie weitere Rheinschifftypen: ein Kabinenschiff, Schiffe der Fracht- und Fährschifffahrt und ein abgestellter Aalschokker.

Die Bebauung stammt weitestgehend aus der Gründerzeit. Doch Fahrzeuge und Figuren lassen erkennen, dass wir uns in den späten 50er-Jahren befinden.

Im Hintergrund drängt sich die Zugtrasse der Rheinschiene dicht an die Bebauung - zum Leidwesen der Anwohner. Hier rauschen gelegentlich, den kleinen Unterwegs-Bahnhof ignorierend, hochwertige Zuggarnituren vorbei, wie der "Rheinblitz", der "Rheinpfeil" und vor allem der legendäre "Rheingold".

 

 
 

 

 

 

 

 

 
 

Helmut: Hübener:
Vom begeisterten Schüler zum Modellreeder

Der Autor der Ausstellung beobachtete schon ab dem Vorschulalter die Landemanöver der "Weißen Flotte" in Bad Honnef auf der Rheininsel Grafenwerth, nämlich dann, wenn er wieder einmal zur Großmutter "in die Ferien" geschickt wurde. 13 mal am Tag legten die Schiffe an; insbesondere die Dampfer mit Radschaufeln und einsehbarer Maschine begeisterten den Schüler.

1995, mit der Durchführung der Restaurierung des Rheindampfers "Goethe", Bj. 1913, auf einer Dordrechter Werft, erwachte erneut das Interesse des Autors am Thema "Rheindampfschifffahrt". Aus einem anfangs eher naiven Sammeln von Schiffsansichtskarten entwickelte sich recht bald ein großes, hochspezialisiertes Archiv. Bis heute sind Tausende an Bilddokumenten, viele Schiffspläne, Fahrpläne und andere Requisiten aus allen Jahrzehnten zusammengekommen, dazu eine mit seiner Frau gemeinschaftlich aufgebauten Fachbibliothek zum Thema Rheinland und Personenschifffahrt.

Parallel dazu wuchs der Wunsch, die schönen Schiffe dreidimensional und in Farbe als vorbildgetreue Modelle aufleben zu lassen. Leider gab es gerade einmal einen einzigen vorgefertigten Modellbausatz vom Dampfer "Goethe". Bald ergab sich jedoch ein konstruktives Gespräch mit dem Solinger Grafiker und Berufskollegen Alfons Weyers, der sich diese anspruchsvolle Aufgabe ohne jegliche Vorerfahrung zutraute.

Als Probearbeit wurde der Dampfer "Hansa", Bj. 1886, das Lieblingsschiff des Autors, ausgewählt. Der schon im Vorfeld gezeichnete Rekonstruktionsplan ließ erkennen, dass hier nicht nur ein Meister, eher ein begnadetes Talent seine Ärmel hochkrempelte.Weyers, der bis dahin noch nie ein Schiffsmodell gebaut hatte, lieferte als Probearbeit ein absolutes Meisterwerk ab, geradezu als sei es seine gelernte Berufung.

Aus diesen Anfängen erwuchs eine Modellflotte von heute 27 KD-Schiffen aus verschiedenen Epochen, exakt im Maßstab 1:100. Die Modelle werden aus einem Materialmix aus Lindenholz (Rumpf), Flugzeugsperrholz (Decks), Karton (Aufbauten),
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Ausstellung "150 Jahre auf dem Rhein - Geschichte und Schiffe der Köln-Düsseldorfer"
(Forts.: Vom begeisterten Schüler zum Modellreeder)
Metall und Kunststoff erstellt. Die Schiffe sind in allen Ebenen voll durchkonstruiert und
völlig zerlegbar (!), damit der Autor nachträglich die Salons mit Bestuhlung und Figuren ausstatten kann.

Auf diese Weise lassen sich authentische und witzige Szenerien erstellen, die das Leben an Bord der Schiffe darstellen. Die nächste Dimension ist das Inszenieren eines Modell-Mittelrhein-Abschnitts, bei dem die KD-Schiffsmodelle eine zentrale Rolle spielen.

Der zeitliche Bauaufwand für die Modelle liegt bei etwa 200 Stunden. Autor und Modellbaukünstler erarbeiten in gemeinsamen Besprechungen alle Details eines bestimmten, zeitlich festgelegten Bauabschnitts, um den Vorbildern so nahe wie möglich zu kommen. Leider gibt es kaum brauchbare, farbige Bilddokumente aus der Zeit vor 1950. Letztendlich erweist sich die Farbrecherche als größte Schwierigkeit überhaupt.