Solingen-Mosaik 13 Kunterbuntes

Das ganze Leben hält ja eigentlich unzählbare Schnappschuss-Momente bereit. Und Solingen noch einmal ein paar mehr ...

 

Ein Hauch von Tour de France bei der Fahrradtour um und durch Solingen - gesehen in Widdert an der Lacher Straße.

 

Woanders nur ein Sprichwort, in Solingen lebt es wirklich: das Schwarze Schaf - gesehen im Johänntgesbruch.

 

Südstaaten-Flair im Süden der Stadt. Fehlen nur noch die Cowboys. Und die Pferdeflüsterer.

 

Und ein Hauch von Süden - wäre da nicht das untrügliche Zeichen, in einem kühlen Land zu sein, der herbstliche Laubfall. Von der Solinger Hausfrau ordnungsgemäß freitags oder samstags zusammengekehrt. So gehört sich das!

 

 

Was kratzt es die Eiche, wenn sich ein Hund daran scheuert. Kann man wohl zu diesem Baum sagen, einem der ältesten in Solingen, im Krahenhöher Volksgarten. Zumal es keine Eiche ist, sondern ... (Botaniker aller Länder, streitet Euch).

 

 

Ein Hotel mit Kirchturm oder eine Kirche mit Hotel? Diese rätselhafte Perspektive bietet sich von der Meigener Straße.

 

 

Endzeitstimmung. Jetzt schon einmal anschauen, wie Solingen aussieht, wenn das Gras der Geschichte und der Urwald des Vergessens darüber wächst. Gnädig deckt das Grün alles Betongraue zu und zuletzt werden auch die Zipfel von St. Clemens umrankt sein. Auch dieser Blick lässt sich vom Feld aus, nahe dem Steinacker (sic!) erhaschen. 

 

Manch einer könnte ja denken, diese ganze Internet-Domain wäre eine einzige bunte und große Reklamesendung für eine Stadt, die es so gar nicht gibt. Als Großstadt so dörfisch und als Industriestadt so grün. Gut, dass da auch andere Solinger den Beweis antreten, dass in der Tat die Klingenstadt einen Charakter bewahrt hat, der das Bergische Erbe in tausenden von Szenen und Häusern, Winkeln und Perspektiven bewahrt. Peter Haustein aus Fürk, Merscheid, schickte dieses Foto und meint völlig zu recht: "Fürk ist schön". Gehen Sie hin und entdecken Sie den Kern der Merscheider Idylle.

 

Realsituation: Sie kommen um eine recht enge Kurve und sehen dieses Schild vor sich. Hinter Ihnen etliche Autos, alle trotz Kurve gut 50 km/h schnell. sie haben ungefähr 1/2 Sekunde Zeit, bevor sie am Schild vorbei sind. Frage: dürfen Sie nun hier halten oder nicht? Oder hängt Ihnen der Hintermann schon in der Stoßstange?

Mein Tipp: Fahren Sie weiter. In Solingen müssen Zombies wohnen. Jedenfalls welche, die solche Schilder aufstellen. Normal ist das nicht. Und intelligent auch nicht. 

 

Aber eins ist tröstlich: alle Schilder sind nach RAL und gut befestigt..

 

 

 

 

Was dabei rauskommt, sieht man hier: parkt jetzt der Wagen links oder rechts in der zweiten Reihe und wieso darf man hier auf dem Gehweg parken?

 

 

 

 

Aber was regen wir uns überhaupt auf? In Solingen kann man ja noch nicht einmal ungeregelt, ungemaßregelt regelmäßig in die Kirche gehen, ohne nicht dafür zu zahlen. Die St. Clemens-Kirche ist die einzige in der Welt, in der man Geld dafür zahlen muss, wenn man auf den Kirchenbänken parken will. Oder?

 

Dafür ist die Klingenstadt aber auch die einzige, die komplett gegrillt wird. Auf dem STADT GRILL wird die Stadt gegrillt. Und es ist die einzige Pizzeria mit der großen Auswahl, in der es kaum Pizza gibt, wenn, dann türkische (was ja typisch für Pizza ist). Die Reklametafel tritt selbst den Beweis an. Die große Pizzaauswahl besteht aus Döner, einer Pizza, Currywurst .. und so weiter.

Nach neuer Rechtschreibung hieße es übrigens:

Statt Grill
Döhner
Pitza
Kürriwurst
Schnittsel
Bagett
Getrenke

 

 

In Solingen ist übrigens das Einkaufen lebensgefährlich.

Seit Wochen schon ist wegen eines minimalen Gebäudeschadens der Durchgang gesperrt. Was würde man in normalen Städten tun, wo normale Menschen leben und ganz normal denken? Klar, reparieren. Was tut man in Solingen? Klar, liegenlassen. Weil: es könnten ja Kunden kommen.

 

 

Ein paar Meter weiter stehen Sie wieder vor einem Rätsel und wissen nicht, ob das nun kopiert ist oder Sie nicht kapieren. Ja, was von beiden können Sie denn nun hier?

 

 

Endlich einmal etwas Klares. Während Sie noch grübeln, ob Sie hier etwas kupieren, kopieren oder kapieren, sehen Sie mit einer Kopfdrehung: Aha, dieses Wirtshaus heißt Wirtshaus. So einfach könnte doch alles sein? Ist es aber nicht: siehe Schild unten links vor dem Wirtshaus mit dem Namen Wirtshaus. Aber das mit den Schildern kapieren Sie ja schon.

 

Aber nicht meinen, Sie könnten diese Erkenntnis nun kopieren. Denn hier, mit einer weiteren Kopfdrehung zur anderen Seite, sehen Sie eine der legendärsten Kneipen in Solingen, das Mumms. ,Kenn' ich doch', werden Sie jetzt denken. Aber halt, was Sie kennen, ist Mumps, Ziegenpeter. Nein, Mumms kommt vom Mummstraße und Mummstraße von der Dynastie der Familie Mumms. Die wiederum hatte, nachweislich, teilweise Mumps. Aber ich glaube, jetzt erzähle ich Ihnen Mummpitz. Treibe Mummenschanz. Haben Sie noch Mumm, weiter zu surfen?

 

Dann drehen Sie den Kopf noch mal ein wenig nach rechts. Was würden Sie denken, wenn Sie ein solches Haus mit roten Plüschgirlanden sehen. Zimmer an Zimmer? Falsch. Grundfalsch. Pfui.

Andernorts könnte man bei solch einer Fassade ja etwas denken, was Pfui ist. Aber doch nicht in Solingen !!! Doch nicht in Solingen!

Außerdem, haben Sie schon einmal einen, Pfui, gesehen, bei dem man mit dem vom Sanitätshaus gesponserten Bus vorfahren kann? Eben. Und deshalb ist die Antwort klar:

Ja, das ist ein Möbelhaus. Ein ehemaliges. Mit hübschen Sachen, aber offensichtlich wollte die keiner kaufen. Deshalb ist es jetzt geschlossen. Und die roten Minijalousien hängen ganz traurig herab. Wieder ein Stück Solinger Eigenart perdu.

Wie würden jetzt die Engländer in ihrem Sarkasmus sagen: "Damned fucking schlaïhte Konjunktur."

 

Wo wir gerade beim Thema sind. Das muss man der Kirche lassen, sie geht mit der Zeit! Bittgesuch am Eingang zum Clemenssaal, kath. Pfarrcenter. Praktisch ist, dass das Polizeigebäude nur 100 Meter entfernt ist. Da kann man dann mal schnell vorstellig werden und nachfragen, ob möglich - und so.

 

Gesehen am 30.10.05 - und keiner ist sicher vor solchen Schmierereien. Leider.

Na, da sind dann aber die Roten und nicht die Grünen ausgerückt. Einen Vorteil hat die verkehrsberuhigte Kölner Straße: bei Einsatzfahrten können die tapferen Wehrmänner ihre Slalomkünste vorführen, was sie auch mit Bravour tun. Selten sah man Feuerwehren so schlingern. Und in der engen Häuserschlucht klingen die Martinshörner viel dramatischer als früher.

 

Übrigens, wenn der Wagen so nah ist, dass man diese Schrift im Rückspiegel lesen kann (deswegen ist sie spiegelverkehrt, damit sie im Spiegel richtig ist), und man hat ihn noch nicht gehört - dann ist mein Rat, bei Gelegenheit zum Ohrenarzt.

 

 

Übrigens: Solinger können so nett sein. Als der Obus bis nach Hästen kam, dankte ihm das gesamte abseits gelegene Dorf mit einem fröhlichen Ständchen. Na bitte, es geht doch.

 

 

Dass aber nicht alle Solinger nett sind, sieht man hier. Ein Arbeiter schlägt mitten auf der Wilhelmstraße einen anderen tot. Siehste, Ohligs ... !!!, sag ich ja.

 

 

Es gab Zeiten, das klang Baulärm (siehe oben) wie Musik in den Ohren der Menschen. heute, die Technik ist um Dimensionen weiter, ist Lärm das Problem Nr. 1. Das psychologische Problem der  Schizophrenie. Einerseits beschweren sich die Anwohner von Flughäfen über den Lärm der Flugzeuge, vor allem, wenn wie zur Zeit, wieder mehr Starts und Landungen erlaubt werden sollen. Andererseits knallen sich die Leute nicht nur in den Discos die Musik bis zur Schmerzgrenze rein. Junge Mütter, die ihre Kinder misshandeln, indem sie Babys im Auto mit maximalen Lautstärken beschallen. Diese bleiben unbestraft, die Kinder fürs Leben geschädigt. Wo man hin kommt, in Supermärkte, in Busse, in Restaurants, Ekelmusik bis zum Erbrechen (weil von Maschinen komponiert), aber die Vitalität eines Landes, die nun einmal heute mit Fliegen verbunden ist, wird bekämpft. Leute, lasst uns geschlossen ins Irrenhaus gehen, freiwillig - oder besser noch: Lass uns bleiben, wir sind schon drin.

 

Ich selbst grüße aus der der Anflugschneise über Solingen - zugegeben haben hier direkt über meinem Haus die Maschinen noch die erträgliche Höhe von rund 5.000 Fuß und damit nur ein leises Brummen der Motoren. Der Lärm der Lautsprecher aus mancher Wohnung ist um Potenzen höher.

 

 

veröffentlicht im ST vom 9. 11. 05