Heinz Keufer stellte aus seiner Sammlung von Aufnahmen aus dem Stadtarchiv zwei vom alten Solingen zur Verfügung. Die Bilder waren so hoch aufgelöst, dass man bis tief ins Detail schauen kann.

 

Der Alte Markt; irgendwie um 1925 aufgenommen. In der Stadt waren viele Häuser verschiefert. Insofern war das Schiefergrau hier typischer als Bergisches Fachwerk. Die Steinhäuser (der Reichen) waren eher außerhalb der "Altstadt" gebaut, schon alleine aus Platzgründen.

 

 

 

 

 

 


Hinein ins Detail der starken Vergrößerung:

 

Die Hirschapotheke (optisch direkt unterhalb vom Kirchturm der ev. Stadtkirche) ist ein bescheidenes Lokal, neben (oder in dem???) offensichtlich auch Haushaltswaren verkauft werden: die aufgehängten Eimer jedenfalls lassen darauf schließen.

 

Frauen liefen alltas in Kittelkleidern herum. Und Kinder trugen offensichtlich fast immer Mützen und Hüte.

Auf der (heute nicht mehr existenten) Gasse direkt dem Peter-Hahn-Denkmal gegenüber wurde Wasser noch draußen an der Pumpe geholt: ein Bub lässt es in den Kübel laufen.

 

Einsame Marktfrau. Und einsame Lampe. Eine einzige davon beleuchtete den Markt.

 

Aber es gab schon Hydranten. Und wunderschöne alte Briefkästen.

Und eine neuere Gaslaterne mit ihren typischen Glühstrümpfen an der Kirchstraße.

 

Kindertracht, Frauenkittelschürzen und die Normaluhr der ev. Stadtkirche.

 

Farben und Lacke (und auch Medizinisches?) bei Julius Sieberts zu kaufen, im Hauptgeschäft!

 

 

Einen "strammen Asch in dr Böx" und ebenso stramme Waden hat Peter Hahn, der Waffenschmied, als Figur des so berühmten Denkmals, das in symbolischer Form demnächst vielleicht wieder auferstehen wird. Kein Wunder, schaut er doch den ganzen Tag auf ein Aufschnitt-Geschäft mit Schweine-Mett. Mädel und Bube sind skeptisch, was da wohl noch kommen wird.

 

 

Der Gräfrather Marktplatz, wie er war, und wie er im Prinzip bis heute erhalten geblieben ist.

 

 

Der Brunnen war nicht zur Zierde da, sondern diente der Wasserversorgung der Bevölkerung. "En Ëimer Water schleppen" mussten Man und Frau - echte Arbeitsteilung.

 

 

Derweil feixten die Buben auf er Treppe.

 

Und die Mädels mit ihren weißen Kittelschürzen (früh übt sich, was mal wie Oma aussehen will) stellten sich auf "alt wie de Orjelspiepen".

 

 

Waschmittelklame ist so alt wie die Waschmittel. Und ihre komischen Namen auch. Waschpulver Niegedacht, nein, das hätte ich wirklich nie gedacht, auch wenn es bestes Weiß wäscht.

Noch viel Toller aber noch der Kasten darunter. Ein Briefkasten. Nie gedacht, das es so etwas schönes für/bei/von/mit der Post überhaupt gegeben hätte.

 

 

Wo heute das fast auch schon historische (weil erstes wirkliches Gräfrather Szenenlokal) Caféhaus steht, konnte man früher Brot, Lebensmittel und Liebigs gute Würze kaufen.

 

Und zur guten Quelle bediente man (sich) dann mit Maggi ... !!!

 

 

Die Bäckerei von Wilhelm Wirths stellt bescheiden ein paar Mehlbeutel ins Fenster.

 

 

Was Schreib- und Spielwaren sind, weiß man heute noch. Aber Galanteriewaren? Galant, galant, hat das nicht was mit Kavalier und Höflichkeit zu tun, aber mit dem uralten Spiel, das heute "Anmache" heißt, oder "Anbaggern"? Ob das wohl, von wegen Spiel und so, ein Erotik-Laden ist (den Gräfrathern wär's ja zuzutrauen, fortschrittlich wie sie nun mal sind). Aber nein, Galanteriewaren waren nichts anderes als Schmuck und  Zubehör (Accessoires) für die Kleidung. Und allerlei Krimskrams und Tand, den es auch heute noch zu Hauf zu kaufen gibt: Modeschmuck (Bijouterie), Parfumfläschchen (sie wurden früher manchmal an einem Kettchen getragen, von wegen Erröten bei unsittlichen Bemerkungen und wirkungsvolles Inohnmachtfallen, um Mund-zu-Mund-Beatmung zu erzwingen), auffällige Knöpfe, Schnallen, Tücher, Bänder, Fächer usw.
Also doch so 'ne Art früher Erotikshop.

 
     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Grünewald um 1925. Auch hier lohnen sich extreme Vergrößerungen:

 

Die Kanalstraße, an der Grünewalder Straße ein altes Schulgebäude (schon lange ein in Solingen bekanntes Rundfunk-/Fernsehgeschäft, Jüntgen) mit dem baumbestandenen Schulhof.

 

 

 

 

Die Fritz-Reuter-Straße, bevor der Weegerhof gebaut wurde. Etliche Häuser stehen noch heute.


 

 

 

Der obere Teil der Glockenstraße. Bemerkenswert ist, dass die Kirche (St. Suitbert) noch keinen Glockenturm hat !


 

Etwas weiter unten auf der Glockenstraße die markante Villa, in der lange der Arzt Dr. Kötter praktiziert.


 

Obenpilghausen, das zuweilen früher auch "im Jerusalem" genannt wurde.


 
 

Wo heute das Grünewaldzentrum mit Ärztehaus und Supermarkt steht, war früher ein Vergnügungsetablissement: Haus Grünewald mit große Saal, der lange Jahre auch auch Kino diente. Am Gondelteich hinter dem Lokal hat mein Opa meine Oma kennen gelernt. Schön. Sonst wäre ich heute nicht ich.
 

Heute "Gründerzentrum", lange eine der aktivsten Solinger Stahlwarenfirmen, Abr. Herder Sohn.

 

 

 

 

 

 

Und für alle Weegerhofer (wie mich) die große Enttäuschung, dass nicht die Spar- und Bauvereinssiedlung der eigentliche Weegerhof ist, sondern eine kleine Hofschaft, die nur zum Teil heute noch erhalten ist.


 

 
     

Zum Schluss ein Schmankerl:

Federzeichnung ach einer Fotografie, digital coloriert.