Gott grüß die Kunst 2

Gutenberg hat nicht, im Gegensatz zum Vorurteil, das Drucken, sondern die beweglichen Buchstaben erfunden. Die erst machten das Setzen und damit Drucken von Büchern und anderen Werken so schnell und bezahlbar. Aus den Versuchen Gutenbergs wurde schließlich eine komplette handwerkliche "Kunst", heute würden wir sagen Technologie.

 

Heute total vergessen, früher völlig unentbehrlich, der Schriftgießer. Nur die Druckerei, die genügend Schriften hatte, und vor allem "schöne", konnte auch mehr und bessere Aufträge akquirieren. Erst sehr viel später gab es Schriftgießereien, die ihre Produkte an viele Druckereien verkauften.

 

Die Schriftgrößen, eingeteilt nach (typografischen) Punkten:

1 = Achtelpeti
2 = Viertelpetit
3 = Viertelcicero
4 = Halbpetit, Diamant
5 = Perl
6 = Nonpareille
7 = Kolonel
8 = Petit
9 = Borgis, Bourgeois
10 = Korpus, Garamond
11 = Rheinländer
12 = Cicero
14 = Mittel
16 = Tertia
20 = Text
24 = Doppelcicero
28 = Doppelmittel
36 = 3 Cicero, Kleine Kanon
48 = 4 Cicero, Grobe Kanon
    = 1 Konkordanz

 

5=Perl
6=Nonpareille
7=Kolonel
8=Petit
9=Borgis, Bourgeois
10=Korpus, Garamond
11=Rheinländer
12=Cicero
14=Mittel
16=Tertia
20=Text
24=Doppel-cicero
28=
Doppel-mittel

36=Kl.
Kanon

48=
Grobe Kanon

 

Große Meister guter Schriften haben nicht verhindern können, dass Schriftmusterbücher oft zu einem Gruselkabinett verkamen. Alles ist möglich. Heute soll es für Computer rund 4.500 Schriften geben. Experten sagen, 4.000 zu viel.

 

Auch Dürer schuf, konstruierte Schriften. Eine Skizze für eine Mediäval-Schrift, eine mit Serifen.

 

 

Dürers Konstrukt für eine Fraktur ("deutsche Schrift").

 

 

Das komplette Skizzenblatt Dürers.

 

Fehler passieren logischer Weise immer wieder. Wie man aber Fehler fehlerfrei korrigiert, wissen die wenigstens. Dabei werden die offiziellen Korrekturregeln im Duden jedem zugänglich gemacht. Wer mit Druckereien umgeht, sollte sich an diese Regeln halten, weil es dann keine Missverständnisse gibt.

 

Der Winkelhaken, Hauptwerkzeug der Setzer. Er ist in der Breite verstellbar und nimmt die Einzelbuchstaben aus Blei zeilenweise auf. Danach werden die Zeilen ausgehoben (Ungeübte schmeißen bei diesem Vorgang wieder alles zusammen, was sie vorher mühsam gesetzt haben) und dann auf ein Schiff (Metallblech mir Rahmen) gestellt.
 

 

 

Neben dem druckenden Material ist das "Blindmaterial" genau so wichtig, um die Druckseiten zusammen zu stellen und zu halten. Denn das Blindmaterial stellt die Abstände dar.

 

 

Der fertige Satz wird auf dem Schiff mit der Kolumnenschnur ausgebunden, also zusammengehalten.

 

 

So sehen Setzer den Satz: die Buchstaben auf dem Kopf, gleich wohl von links nach rechts. Können Sie den Text auch flüssig lesen?