Die Welt

Postkarten wurden um 1870 erfunden. Emanuel Herrmann, Nationalökonomischer Professor an der Militärakademie in Wiener Neustadt schlug in einem Artikel in der "Neuen Freien Presse" vom 26. 1. 1869 "eine neue Art der Korrespondenz mittels der Post" vor, eine offene Karte in Briefformat mit aufgedruckter 2-Kreuzer-Marke (ein Brief kostete 5 Kreuzer) und wurde damit zum Schöpfer der Postkarte. Seit dieser Zeit wissen auch die "Daheimgebliebenen", wie die Welt aussieht. Heute übernimmt das Fernsehen diese Rolle.

 

Caire (Kairo)

Samstags geht der Ägypter gerne seine Dschellaba im Nil waschen, schrubbt die Pyramiden, tränkt die Esel und balanciert die Dattelpalmen häuptlings zum anderen Ufer.
Heile Welt, wie hab ich Dich so gerne.

 

 

"Arabisches Dorf vor den Pyramiden"
Gut, dass uns die Unterschrift noch einmal darauf hinweist.

Importé, keine Jahreszahl identifizierbar

Lehrer-Orientfahrt Juli 1906)

Da können sich heutige Klassenfahrten, die allenfalls bis nach Italien oder das Nordkap reichen, aber hinter verstecken: Da fuhr, wer Lehrer war und werden wollte, in die Welt, um später von ihr zu berichten. Wahrscheinlich haben die sogar noch nicht mal Reisekostenzuschuss bekommen. Und Cola gabs auch noch nicht an den Pyramiden zu kaufen.

Reiseleitung: Jul. Bolthausen - Solingen
(Postkarte offensichtlich im Eigenverlag)

Echte Kerle

waren das noch, die da korrekt bis in den Stehkragen gekleidet (und nicht mit den ausgelatschten Touristen-T-Shirts wie heute) Hitze und Staub ertrugen. Und auch der Oberkameltreiber zeigt sich im Gegensatz zu den nubischen Kameltreibern in äußerst salonfähiger Kleidung.

Meine ich es, oder könnte es der Großvater von Jürgen W. Möllemann sein, der uns da ganz rechts leicht spöttisch entgegengrinst? Ähnlichkeiten nicht ausgeschlossen.

 

Jerusalem

Wie ernst der Solinger seine Reisen nimmt, belegt diese historische Postkarte. Man reist nicht einfach so in der Alltagskluft, sondern bereitet sich innerlich wie äußerlich auf das Urlaubsland vor.

Familie Bolthausen hat lange genug den Blick fürs Wesentliche geübt, sodass Vater stehenden Fußes die Säbelhoheit über das Land und Mutter sofort die Organisation von Wohltätigkeitsbällen übernehmen könnte. Nur der jüngste zeigt deutlich, was er von allem hält: ist eindeutig unter seinem Niveau. Allerdings sichert sich schon einmal, Cola gabs ja noch nicht, die tönerne Trinkampulle.

 

 

Verlag und Jahr nicht angegeben

Jerusalem

Eine friedliche Siedlung im Nichts. Das war sie einmal, die heute unter Polizei- und Armeeschutz stehende Stadt, in der nichts mehr so ist, wie es angeblich zu und nach biblischen Zeiten gewesen sein soll.

Eine Idylle,die fast schon im grausamen Kontrast zur heutigen Realität steht.

 

 

Verlag und Jahr nicht angegeben

Bethlehem. Einst.

 


Bethlehem. Jetzt.

 

 

 

Hat sich viel verändert am Panorama?

Ja und nein. Natürlich sind ein paar Straßen hinzugekommen, die Wege sind geteert. Aber nach wie vor ist es eine Wüstenstadt mit kargem Bewuchs. Und über die Öde kann die Kunst des Malers natürlich wesentlich besser hinwegtäuschen als die Kamera.

 

Ein liebevolles Detail der alten Karte: eine Mini-Karawane zieht durchs Stadttor hinaus.

Serie 709. Palästina. No. 5.
Printed in Germany
Jahr ??