Bruno Unterbühner: Wald (Rheinland) 3

Die Lebenswelt der 20er Jahre: geprägt durch Entbehrungen und Not (Inflation), Arbeitslosigkeit, eine eher instabile politische Lage. Eine durch und durch zwiespältige Zeit, mit vielen öffentlichen und persönlichen Aktivitäten (ähnlich heutiger Bemühungen wie Ich-AG und später Billiglohnjobs), aber auch gekennzeichnet durch viele Firmenzusammenbrüche wegen Auftrags- oder Materialmangel. Noch aber war alles optisch so wie Jahrzehnten, oft Jahrhunderte zuvor - das Alte hatte Bestand, "Moderne" war eher ein Begriff, der zu Künstlern passte.

 

Alt-Wald

Heutige Stresemannstraße

 

An der ev. Kirche: Gewusel um die Straßenbahn Linie 2

 

 

Katholische Kirche Wald-Weyer

Ein etwas unbeholfen wirkender Zweckbau der damaligen Zeit, der niemals gleiche Symbolkraft hatte wie Turm und Gebäude der ev. Kirche im Stadtzentrum (die ja enst, bei Gründung einer Kirche überhaupt, auch der kath. Kirche eigen und Mittelpunkt des Kirchspiels Wald war).

 

Diele des evangelischen Mädchenheim "Quellenhof", früher Gut Hammerstein, Obenscheidt

(in anderen Bibelübersetzungen heißt dieser Teil des Psalms "Gottes Wasser fließt reichlich" und ist Vers 9 des Psalms)

Und im Solinger Genetiv - dem eliminierten - muss es heißen: "De Pött vam Herrjott hät Water genog".

Der Quellenhof (Jahnstraße, Ecke Frankenstraße) war ein "Heim für gefallene Mädchen", also (meist wegen Schwangerschaft oder "Unbelehrbarkeit") von Familien "verstoßene" Töchter.

 

Gesamtansicht des Quellenhofes

Postkarte aus dem Verlag Atelier Unterbühner, Wald-Rhld.

Ein Mädchen schreibt: "Möchte Euch aus meinen Ferien viele Grüße senden. Es gefällt mir hier sehr gut. Nur das Wetter müßte schöner werden." Ja, hat man ihr nicht erzählt, wie es in Solingen immer ist?

Poststempel 14. 9. 1946

 

Gemeinschaftskrankenhaus der Städte Wald, Gräfrath, Höhscheid und Solingen

Die Straße links und unterhalb des Krankenhauses existiert nicht mehr als öffentlicher Weg. Der Blick geht von Lehn über Hecken zum Krankenhaus.

 

Wald-Ohligser Realgymnasium mit Realschule

Das heutige Humboldtgymnasium; am 20.4.1904 eingeweiht und 1935 in die jetzige Bezeichnung umbenannt.

 

 

Wenn man dann zum Schluss einen Blick in die reale Arbeitswelt von vor rund 80 Jahren wirft und sich die Details in Ruhe betrachtet - ich glaube kaum, dass dann die Mär von der guten alten Zeit noch Bestand haben kann. Es war, wie hätte es auch anders sein können, Mühe und Plackerei, Eintönigkeit und alles andere als "humane" Arbeitsbedingungen.